Alltag

Ich hatte die Schule beendet, eine eigene Wohnung und einen Job. Was mir noch fehlte war ein Hund (Sara blieb ja bei meinen Eltern)! Also durchstöberte ich das Internet nach kleinwüchsigen Tierschutzhunden. Kleinwüchsig deshalb, weil ich noch kein Auto hatte und man mit einem kleinen Hund einfach leichter durchs Großstadtleben kommt. Eigentlich zielte ich bei meiner Suche auf einen Terrier ab. Doch als ich diesen wahnsinnig süßen Dackel entdeckt habe, war’s um mich geschehen. Alle Pläne wurden wieder über Board geworfen. Es musste dieser Hund sein!

So zog die damals 6 Monate alte „Lotti“ bei uns ein. Sie war, nein, sie IST der absolute Glücksgriff!!! Ich wusste ja nichts über dieses damals noch dürre Wesen, außer, dass sie eigentlich aus einer Tötungsstation in Nitra kommt.

Mit diesem Hund habe ich mich auf ein aufregendes Abenteuer eingelassen (was ich damals noch nicht wusste). So lieb und brav unser Lottchen auch ist, so ist sie ebenso frech und nützt uns Menschen gehörig aus und weiß ganz genau jeden zu ihren Gunsten zu manipulieren. Zudem ist sie ein wahnsinnig sensibler Hund, was mir schon des öfteren echte Sorgen bereitet hat. Andererseits konnte ich durch sie sehr viel über mich selbst erfahren!

Zunächst musste der Dackel mit alltäglichen Dingen, wie grüne Wiesen, Körbchen, fremden Menschen, Leine gehen, etc. vertraut gemacht werden. Außerdem reagierte sie auf alle schnelleren Bewegungen mit extremer Beschwichtigung, woran man sofort erkennen konnte, dass sie offenbar oft geschlagen wurde. Nach nur 3 Wochen bei uns wurde das Mäuschen auch schon läufig. Ich erwähne das deshalb, weil die Läufigkeit ein paar „Probleme“ mit sich brachte.
Klein Lotte war hormonell wirklich schwer bedient! Sie ist mir abgehauen, um sich einen Mann zu suchen, sie hat angefangen Jogger, Radfahrer, Kinder und alles andere, was sich schnell bewegt, zu verbellen und hat auch sonst ein paar Unarten als lustig empfunden (z.B. andere Hunde anzumotzen). Dies alles hatte selbstverständlich zur Folge, dass ich unsere Wohnung nur mehr angeleint mit ihr verlassen konnte. Zunächst dachte ich „Ist ja egal, in 3 Wochen ist der Spuk ja ohnehin vorbei“ – falsch gedacht! *g* Madame musste dann noch knappe 3 Monate lang (!) mit ihren Hormonen kämpfen und so beschloss ich sie bereits nach der ersten Läufigkeit kastrieren zu lassen (was ich sonst eher nicht getan hätte…).

Nach dieser etwas nervenaufreibenden Anfangszeit, die trotz allem wunderschön war, sind die meisten Unarten wieder verschwunden. Außer: Verbellen von jedem 101. Menschen ;-). Manchmal, wenn der Lotti fad ist, bekommt sie ihren ganz bestimmten *Schalk-im-Nacken-Blick* und dann weiß ich schon, dass ich sie ganz schnell und äußerst freundlich zu mir rufen muss, weil sie sonst auf diesen Menschen zu läuft und einfach aus Spaß (ich glaube sie will denjenigen erschrecken) 2-3 mal „wuff“ macht.

Apropos Blick: Das ist wohl die Sache, die unsere Zwetschke am besten beherrscht! Ich weiß immer noch nicht genau WIE sie das macht, aber sie kann wörtlich mit Menschen sprechen – alleine durch ihre Mimik. Es ist immer wieder faszinierend wie sie die unterschiedlichsten Leute in ihren Bann zieht. Egal ob alt, jung, groß, klein, dick, dünn usw. Sie schafft es selbst Menschen, die eigentlich gar keine Hunde mögen soweit zu bringen, dass ich immer wieder höre „also einen Hund wie die Lotti würd’ ich mir ja auch nehmen.“ Auch wenn ich mal ohne Hunde wegfahre, habe ich immer mehrere Angebote, um meine Lotte in dieser Zeit bei Freunden wohnen zu lassen.

Bei diversen Fotoshootings sind die Fotografen immer hellauf begeistert von meinem Dackel. Sie beherrscht es perfekt sich in Szene zu setzen und zu posieren. Sie ist das geborene Hunde-Model und fühlt sich extrem wohl, wenn man sie bewundert und sie im Mittelpunkt stehen darf.

Wenn ich sie in nur einem Satz beschreiben soll, dann sage ich einfach: Es ist eben Lotti ;-)



grafischer Zeilentrenner
© Julia Hochreiter 2010 | Mobil: +43 (0)650 80 80 820
Fotos: Helga Fichtner | Design: kurenai | Umsetzung: Phebee's Streetwear